Was bleibt, wenn niemand hinschaut?

Heute beschäftigt mich die Frage, wie ich eigentlich wahrgenommen werde.
Nicht nur, was andere über mich denken, sondern wie sie mich spüren.

Lange Zeit habe ich geglaubt, das wäre dasselbe – ist es aber nicht.
Gesehen zu werden ist etwas anderes, als wahrgenommen zu werden.

Gesehen werden – die Bühne des Alltags

Ich habe in meinem Leben viel Energie dahin gesteckt, „gut rüberzukommen“.
Freundlich, kompetent, souverän – so wollte ich wirken.
Ich habe gelernt, die richtigen Dinge zu sagen,
und mir Mühe gegeben, in jeder Situation „richtig“ zu sein.

Das ist das gesehen werden.
Es passiert auf der Oberfläche –
in Blicken, Worten, Gesten, Reaktionen.
Andere sehen ein Bild von mir,
und ich versuche, dieses Bild zu gestalten, zu kontrollieren.

Und ja, das fühlt sich manchmal gut an.
Aber es bleibt selten still danach.
Irgendwo im Inneren bleibt ein leises „Ist das wirklich ich?“


Wahrgenommen werden – das, was zwischen den Worten liegt

Echte Wahrnehmung passiert auf einer anderen Ebene.
Sie geschieht, wenn niemand etwas will.
Wenn ich nicht versuche, etwas darzustellen.
Wenn da nur sein ist.

Ein kleines Kind spürt das sofort.
Tiere auch. Sie hören nicht auf das, was du sagst,
sondern auf das, was du bist.

Ich glaube, selbst Bäume merken den Unterschied.
Sie urteilen nicht, aber sie nehmen wahr,
ob du ruhig bist oder getrieben,
ob du atmest oder dich festhältst.

Das ist die Wahrnehmung, die nichts „bewertet“,
sondern einfach fühlt.


Zwischen Schauspiel und Sein

Ich merke, dass ich oft zwischen diesen beiden Welten hin- und herschwinge.
Da ist der Teil von mir, der gesehen werden will –
und der andere, der einfach nur da sein möchte.

Beides gehört zu mir.
Aber das, was sich wirklich lebendig anfühlt,
passiert immer dann, wenn ich aufhöre, mich zu „zeigen“
und einfach nur da bin.

Dann verändert sich etwas.
Menschen reagieren anders, Gespräche werden echter.
Und manchmal entsteht einfach Stille –
aber eine Stille, die sich warm anfühlt.


Die Wahrheit in der Wahrnehmung

Ich glaube, das ist es, was ich eigentlich suche:
nicht gesehen zu werden, sondern wahrgenommen.
Nicht beurteilt, sondern gefühlt.

Und vielleicht beginnt das genau da,
wo ich selbst wieder lerne, andere wirklich wahrzunehmen.
Nicht durch meine Meinung, nicht durch meine Geschichte –
sondern einfach so, wie sie gerade sind.


Zum Schluss

Manchmal, wenn ich still bin, spüre ich:
Die Welt schaut nicht auf mich.
Sie fühlt mich.
Und in diesen Momenten weiß ich –
ich bin angekommen.


💭
Vielleicht geht es also gar nicht darum,
wer mich sieht,
sondern, ob ich wirklich da bin,
wenn jemand hinschaut.