Nicht nur habe ich multiple Erscheinungen, die sich so schnell zeigen wie eine schimmernde Mosaikverformung in einem Kaleidoskop, ich habe auch, so wie jeder Mensch, ein Ego, das sich aaab und zu mal mit meinem eigenen Sein streitet.
Und wieso?
Weil mein Ego mehr persönlich nimmt als mir lieb ist. Meinem Sein wäre es lieber, mir wäre das alles egal, und dann kommt da diese quengelnde Stimme, die sagt: Nee, ich muss mich da jetzt aber reinsteigern.
Manchmal überlappen sich die zwei. Manchmal liegt das Sein auch unter dem Ego, und manchmal andersherum. Manchmal geben sie sich die Hand, aber größtenteils provozieren sie sich gegenseitig, das nennt man dann wohl Stress.
Lustig wird das erst, wenn ich mich selbst daran erinnere, mein eigenes Ego nicht ernst zu nehmen.
Sich selbst und die eigenen Reaktionen zu beobachten, kostet Fingerspitzengefühl und ein dickes Fell. Schlussendlich, nach Jahren auf diesem Weg der magischen Imperfektion des menschlichen Daseins meiner Selbst, möchte ich sagen: Das ist reine Übungssache. Immer wieder von Neuem.
Denn jedes Thema steuerte mich woanders hin, und genau das ist der Punkt: Auf dem Punkt bleiben und die Richtung einfach nur beobachten.
Das anhalten, das gehen soll. Wie ein Programm, das beim Telefon oder Laptop im Hintergrund läuft – und grundlos Energie, in dem Fall Akku verbraucht.
Es gibt doch nix besseres, als sich selbst in einem Zeitalter wie diesem mit einem in Asien unter Kinderarbeit hergestellten Elektronikgerät zu vergleichen. Wie war das mit der Identifikation?
Aber zurück zum Programm! Und genau das meine ich. So schnell kommt man ab, so schnell gibt es eine wortwörtliche Ablenkung, die die eigene Aufmerksamkeit überall hinführt außer zum eigenen Selbst. Ich meine, wie viel beschäftige ich mich am Tag nur mit mir?
Irgendwann habe ich damit angefangen, mich das zu fragen, und gemerkt, dass ich Angst davor hatte.
Alles, von dem ich mich nämlich bewusst ablenke – einem Gefühl, einer Tatsache, einem nicht verarbeiteten Event – es kommt früher oder später hoch, denn selbst eine Flasche die man ignoriert läuft irgendwann über.
Toll, da haben wir die nächste Identifikation mit der Flasche. Entweder die, oder das Gerät, das heiß läuft, wenn zu viel eben einfach zu viel ist.
Aber wie bei den Apps auf dem Telefon kann man auch einfach mal schnell eine Gerätewartung machen. Auch in sich selbst findet man Resetknöpfe, sei es der Lieblingssong, eine Blume am Wegrand oder sonst was. Die offenen Tabs werden geschlossen, die Cache gereinigt, und der ganze Müll einfach mal rausgeschmissen.
Fühlt sich doch gut an, alleine schon, das zu lesen, oder?
Es gilt eben diese Apps, dieses Installierte, das einen ablenkt, einfach zu stoppen, und das System macht den Rest. Es versteht den Befehl und beginnt zu putzen.
Menschlich gesehen ist so eine Gerätewartung das Atmen, die Meditation und der Schlaf.
Die eine Seite in mir, die vieles aufgenommen hat, sei es unbewusst oder bewusst, hat ja auch nur gelernt. Und Gelerntes kann man ebenso verändern wie neu lernen.
Es dauert eben nur, so wie es dauert, ein Programm zu deinstallieren und die Reste der Daten zu entfernen. Es ist alles Software, entstanden durch das Leben, irgendwo irgendwann irgendwie stecken geblieben und zum Glitch geworden.
Aber die andere Seite in mir, die, auf die ich erst lernen durfte zu achten, ist die Hardware. Sie ist das, was ich mitgebracht habe und was ich eigentlich immer stärker machen will.
Mein Ego ist nicht böse, es ist einfach nur programmiert. Klar gibt es Dinge, die mich fuchsteufelswild machen, aber darauf werde ich ja nur hingewiesen, weil sie eben noch in mir sind.
Wer den Frieden will, dem wird der Krieg gezeigt der beendet werden möchte.
Wieder und wieder.
Das Wort EGO bedeutet so viel wie ‚Ich bin‘ — simpel gesagt zeigt es mir also auch bloß, was mir alles noch im Weg steht, ich selbst zu sein. Und dabei lerne ich auch zu sehen: Wer streitet und provoziert sich da wirklich?
Zu sehen, wo sich das eine vom anderen trennt und vermischt, zu lösen, was mir mein Sein erschwert und daran Spaß zu finden, das sehe ich als Wachstum.
Natürlich gibt es da etwas, das mir leichter fällt als das andere, aber das heißt nicht, dass ich ein Drama ernster nehmen sollte als meinen eigenen Humor.
Je mehr ich persönlich nehme, desto mehr gehe ich damit in Resonanz. Und das bedeutet: Ich gebe meine Energie in genau das, was ich weder brauche noch will. Und seien es nun Gedanken oder Emotionen, die ich nicht will – um etwas loszuwerden, ist es sinnvoll, erst einmal zu akzeptieren, dass es da ist. Nicht, dass es ein Teil von mir ist, sondern einfach, dass es existiert.
Sich genau das anzusehen, was mich stört ist eben das, wovon mich mein Ego abhalten will, denn dadurch wird ja das größer, wodurch ich manipuliert, also von mir selbst weg gelenkt werden kann.