Es war einmal ein Mann namens Felix, der eine wunderschöne goldene Vase besaß. Die Vase war so makellos und wertvoll, dass er sie jeden Tag bewunderte. Er stellte sie auf das schönste Regal in seinem Wohnzimmer und achtete darauf, dass niemand in ihre Nähe kam. „Diese Vase darf niemals zerbrechen!“, sagte er sich immer wieder.
Doch je mehr Felix darüber nachdachte, desto nervöser wurde er. Was, wenn ein Windstoß sie umkippt? Was, wenn ein Gast unachtsam ist? Oder, schlimmer noch, was, wenn er selbst sie aus Versehen fallen lässt? Diese Gedanken ließen ihn nicht mehr los. Er begann, sich regelrecht vor der Vase zu fürchten.
Eines Tages, während er die Vase polierte, kam ihm ein radikaler Gedanke: „Wenn sie sowieso irgendwann zerbrechen könnte, dann mache ich es lieber selbst. Dann habe ich zumindest die Kontrolle.“ Und bevor er es sich anders überlegen konnte, nahm er die Vase und warf sie auf den Boden. Sie zersprang in tausend Stücke.
In diesem Moment kam sein Freund Max vorbei, der alles beobachtet hatte. Max war entsetzt. „Warum hast du das getan? Das war eine wunderschöne Vase!“
Felix zuckte mit den Schultern. „Ich hatte solche Angst, sie zu verlieren. Jetzt ist sie weg, und ich muss mir keine Sorgen mehr machen.“
Max schüttelte den Kopf und lachte. „Das ist ja, als ob du eine Freundschaft beendest, nur weil du Angst hast, dass der andere sich irgendwann von dir abwenden könnte.“
Felix wurde rot. Denn genau das hatte er kürzlich getan: Er hatte sich von einem guten Freund distanziert, weil er Angst hatte, dass die Freundschaft irgendwann zerbrechen könnte. Jetzt verstand er, wie absurd sein Verhalten war.
Er beschloss, es besser zu machen. Die Vase konnte er nicht reparieren, aber er konnte zu seinem Freund gehen und sich entschuldigen. „Freundschaften und Beziehungen sind wie Vasen“, dachte Felix. „Man muss vorsichtig mit ihnen umgehen, aber ihre Schönheit liegt darin, dass sie unsicher und zerbrechlich sein können. Das macht sie kostbar.“
Die Moral der Geschichte: Angst vor Verlust darf uns nicht dazu bringen, Dinge zu zerstören, die uns wichtig sind. Wahre Beziehungen leben davon, dass wir sie wertschätzen und pflegen – auch wenn das Risiko besteht, sie zu verlieren.